Einleitung
„Ich weiß nicht mehr, warum ich das hier mache.“
Das war einer der Sätze, die ich in den letzten Jahren am häufigsten gehört habe – von intelligenten, engagierten Menschen.
Gute Leute. Die irgendwann aufgehört haben zu verstehen, wofür sie morgens aufstehen.
Wenn du das Gefühl kennst, bist du nicht allein.
Und du brauchst keine 10-Schritte-Anleitung oder ein Vision-Board.
Du brauchst drei ehrliche Fragen.
Fragen, die ich mir selbst gestellt habe – nach 20+ Jahren in Geschäftsführung, Marketing und Business Development. Fragen, die ich heute Menschen in beruflicher Neuorientierung stelle.
Hier sind sie.
Frage 1: „Was würde ich tun, wenn Geld keine Rolle spielen würde?“
Ich weiß. Du rollst jetzt mit den Augen.
„Typische Coach-Frage. Realitätsfern.“
Aber warte.
Diese Frage ist nicht naiv. Sie ist radikal wichtig.
Nicht, weil die Antwort dein nächster Job werden soll.
Sondern weil die Antwort dir zeigt, was dir wirklich wichtig ist.
Beispiel:
Ich habe diese Frage einem Marketingleiter gestellt, der seit 15 Jahren in Agenturen arbeitete.
Seine Antwort: „Ich würde mit Jugendlichen arbeiten. Ihnen helfen, ihren Weg zu finden.“
„Und warum tust du es nicht?“, fragte ich.
„Weil man davon nicht leben kann.“
„Stimmt. Aber was sagt dir das über das, was du gerade tust?“
Lange Pause.
„Dass ich meine Werte verkaufe.“
Die Frage zwingt dich, ehrlich zu sein.
Nicht über Geld. Über Sinn.
Und wenn die Antwort meilenweit von deinem aktuellen Job entfernt ist, hast du Klarheit:
→ Entweder du findest einen Weg, deine Werte in deinen Job zu integrieren
→ Oder du findest einen Job, der deine Werte widerspiegelt
Aber du kannst nicht mehr so tun, als ob es nicht wichtig wäre.
Frage 2: „Woran will ich in 5 Jahren lieber gescheitert sein?“
Das ist meine Lieblingsfrage.
Weil sie die Angst entlarvt.
Die meisten Menschen denken bei Neuorientierung: „Was, wenn es nicht klappt?“
Diese Frage dreht es um:
„Was, wenn du es nie versuchst – und in 5 Jahren bereust, nicht mutig gewesen zu sein?“
—
Beispiel:
Ich habe diese Frage einer Führungskraft gestellt, die seit Jahren über einen
Wechsel in die Bildungsbranche nachdachte.
Sie wollte ein Karriere-Programm für benachteiligte Jugendliche aufbauen.
„Und was hält dich davon ab?“
„Die Angst, dass es nicht funktioniert.“
„Okay. Und in 5 Jahren – woran würdest du lieber gescheitert sein?
An diesem Programm – oder daran, in deinem aktuellen Job durchzuhalten?“
Sechs Monate später war sie Leiterin eines Bildungsprogramms.
—
Die Frage zeigt dir, was du wirklich riskieren willst.
Weil Scheitern unvermeidlich ist. Die Frage ist nur: Woran lohnt es sich zu scheitern?
An einem mutigen Schritt – oder an der Sicherheit?
Frage 3: „Was würde ich meinem besten Freund raten?“
Diese Frage ist brutal effektiv.
Weil wir bei anderen viel klarer sehen als bei uns selbst.
Beispiel:
Stell dir vor, dein bester Freund erzählt dir:
„Ich bin seit 10 Jahren in diesem Job. Ich verdiene gut. Aber ich habe das Gefühl, dass ich nur noch funktioniere. Keine Energie mehr. Kein Sinn. Ich weiß, dass ich etwas ändern müsste – aber ich habe Angst.“
Was würdest du ihm sagen?
Wahrscheinlich nicht: „Bleib noch 10 Jahre. Sicherheit ist wichtiger als Sinn.“
Wahrscheinlich eher: „Du hast nur ein Leben. Wenn du unglücklich bist, verändere es. Jetzt.“
Und jetzt die entscheidende Frage:
Warum gibst du dir selbst nicht denselben Rat?
Wir sind bei uns selbst oft unbarmherzig:
→ „Ich kann nicht einfach kündigen“
→ „Ich bin zu alt für einen Neuanfang“
→ „Was, wenn ich scheitere?“
Aber bei Freunden sind wir mitfühlend. Mutig. Klar.
Diese Frage zwingt dich, dich selbst wie einen Freund zu behandeln.
Was diese 3 Fragen wirklich bewirken
Diese Fragen geben dir keine Antworten.
Aber sie geben dir Klarheit.
Und Klarheit ist der erste Schritt.
Nach diesen 3 Fragen weißt du:
- Was dir wirklich wichtig ist (Frage 1)
- Wofür es sich zu kämpfen lohnt (Frage 2)
- Was du dir selbst raten würdest (Frage 3)
Das ist mehr, als 90% der Menschen haben, wenn sie über Neuorientierung nachdenken.
Und dann?
Dann kommt der schwierige Teil.
Nicht die Reflexion. Sondern die Umsetzung.
Dafür gibt es keine universelle Formel. Jeder Weg ist anders.
Aber wenn du Klarheit hast, kannst du konkrete Schritte gehen:
→ Gespräche führen mit Menschen in Bereichen, die dich interessieren
→ Nebenprojekte starten, um neue Felder zu testen
→ Weiterbildungen machen, um Kompetenzen aufzubauen
→ Einen Coach suchen, der dich durch den Prozess begleitet
Der Unterschied zwischen „Ich denke darüber nach“ und „Ich tu’s“ ist oft nur: Klarheit.
Und diese 3 Fragen geben dir genau das.
Meine eigene Antwort
Ich habe mir diese Fragen 2024 selbst gestellt.
Frage 1: „Was würde ich tun, wenn Geld keine Rolle spielt?“
→ Menschen durch Transformation begleiten. Nicht nur Strategien entwickeln, sondern Menschen befähigen.
Frage 2: „Woran will ich in 5 Jahren gescheitert sein?“
→ Daran, Bildung und Coaching so zu verbinden, dass Menschen ihre berufliche Richtung finden – nicht daran, in einer sicheren Rolle zu bleiben.
Frage 3: „Was würde ich meinem besten Freund raten?“
→ Mach das Sabbatical. Lerne NLP. Verbinde Führung und Coaching. Geh den Weg.
Das Ergebnis?
2025: Sabbatical. NLP-Master. Neue Ausrichtung.
Und heute bin ich genau da, wo ich sein will.
Über den Autor:
Tobias Breyer begleitet Menschen bei beruflicher Neuorientierung – mit 20+ Jahren Führungserfahrung und fundierter Coaching-Kompetenz (NLP-Master, GFK). Keine Ratgeber-Klischees, sondern ehrliche Reflexion und konkrete Schritte.

